Transruinaulta / Transviamala 2022

Rennbericht von Markus Arnold

 

Die Rennsaison 2022 startete für mich nicht gerade wunschgemäss. Der Haldiberglauf ein mittleres Desaster (wobei dies vermutlich durch den eigenen Kopf verursacht wurde) und der Aletsch-Halbmarathon ein Kampf ums Überleben. Da stellte man sich schnell die Frage, wie soll ich so, ein Marathon oder noch etwas mehr absolvieren… Somit galt es erst einmal das ganze einzuordnen und die negativen Gedanken im Kopf zu sortieren und zu überdenken. Wie könnte das besser gehen, als alleine, bei ein paar längeren Lauftraining in unserer schönen Urner Bergwelt. Und siehe da, es funktionierte. Die negativen Gedanken waren plötzlich weg und ich konnte wieder mit Freude und Motivation laufen. Die quintessenz daraus war, dass ich mich wie bereits im Jahr 2021 wieder für den Schluchtenkönig (Transruinaulta 42km und Transviamala 19km) anmeldete.

 

Zu meiner Freude konnte sich auch Martina Baumann erneut für den Transruinaulta Trailmarathon motivieren. Viele schöne Trainings konnten wir so wieder gemeinsam machen. Ist es doch immer schön sagen zu können, egal wie das Rennen ausgeht, die vielen gemeinsamen Trainings konnte einem niemand mehr nehmen.

Knapp 2 Wochen vor dem Event konnten sich auch noch Angela Gisler und Nadège Jauch für den Transruinaulta Curta motivieren.

 

So starteten wir am frühen Samstagmorgen mit unseren Betreuern Esther Herger, Armin Arnold und Manuela Gnos das Abenteuer Transuruinaulta / Transviamala 2022.

Die Form sollte einigermassen passen, was sich auch in einer erheblichen Portion Nervosität widerspiegelte. Kurz nach 09.15 Uhr startete Martina auf dem Rathausplatz in Ilanz. Zwei Minuten später wurde auch meine Wenigkeit losgelassen. Ich fand den Rhythmus relativ schnell und fühlte mich gut. Der Weg durch die Ruinaultaschlaucht zeigte sich in diesem Jahr recht anspruchsvoll. Die nässe und das viele Laub auf dem z.T. recht verwurzelten Weg forderte volle Konzentration. Nach ca. 10km konnte ich zu Martina aufschliessen und etwas später auch überholen. Fortan sind wir beide unser eigenes Rennen gelaufen. Der erste knackige Anstieg nach Versam war immer noch steil und hart, wie schon die anderen Jahre. Beim Verpflegungsposten Versam durfte ich dann auch meine Eltern zu unserer Fangruppe zählen, welche auch wieder an mehreren Standorten anwesend waren und uns moralisch unterstützten. Die nächsten Kilometer Richtung Rhäzüns sind sehr abwechslungsreich. Schritt für Schritt bin ich gelaufen und es fühlte sich bis Rhäzüns km 24 immer noch gut an. Dort warteten wieder unsere treuen Betreuer, die uns mit Getränken und Verpflegung aufmunitionierten und ein paar gute Worte mit auf den Weg gaben. So sollte doch eigentlich dem nächsten Anstieg welcher auch der längste vom ganzen Marathon ist, nichts mehr im Wege stehen. Zu meinem Erschrecken verspürte ich jedoch plötzlich nur ein knapper Kilometer später, Anzeichen von ersten Krämpfen und das gleich in beiden Oberschenkeln. Mit gedrosseltem Tempo konnte ich den Aufstieg bis zu km30 irgendwie weiterziehen, was jedoch in der Zeit kleine Auswirkungen hatte. Der anschliessende Abstieg ging dann wieder gut, obwohl ich merkte, dass da was war… Als beim Kilometer 35 wieder ein kleiner gegenanstieg kam, machten die Krämpfe komplett zu. Ich stellte mich auf ein kleines Desaster auf den letzten Kilometer ein. Beim Verpflegungsposten km36 wartete Esther auf mich, welche mein Leiden sofort erkannte. Da Esther beim Warten mit der vor Ort anwesenden Sanitäterin über Krämpfe und deren Gegenmittel redete, konnte Esther der flotten Sanitäterin sofort Magnesium abbetteln und mir verabreichen (ich musste nur noch den Mund aufmachen), was mich anschliessend auch rettete. Die Wirkung war erstaunlich. Folglich konnte ich die letzten 6km zu meinem eigenen Überraschen wieder ohne grosse Komplikationen absolvieren und mit einer Zeit von 4:13.47 sehr zufrieden den Marathon und somit Tag 1 abschliessen.

Martina konnte ab km 30 ihr Tempo nicht mehr wunschgemäss durchziehen und musste auf den letzten Kilometern noch etwas Zeit hergeben. Nichts desto trotz, konnte Martina mit einer Zeit von 4:30.05 den 6. Rang Overall und Rang 4 in der Kategorie Damen 2 einlaufen.

 

Um ca. 11.40 Uhr starteten auch Angie und Nadège ihr Abenteuer mit dem Transruinaulta Curta. Dieser führt mit seinen 24km und ca. 800hm dem ersten Teil der Marathon-Strecke entlang. Für beide war es eine Premiere an diesem Anlass und kannten somit die Strecke und ihre Tücken nicht. Auf der sehr abwechslungsreichen Strecke verkauften sich die beiden von ihrer besten Seite und konnten sehr gute Zeiten und Resultate laufen. Angela mit einer Zeit von 2:26.54 mit Rang 9 Overall und Nadège mit einer Zeit von 2:41.16 Rang 19 Overall machten somit ebenfalls beste Werbung für den LATV Erstfeld. Aber neben den Laufzeiten und Ränge ist etwas anderes doch viel wichtiger, allen beteiligten hat es ein Riesen Spass gemacht hier laufen zu können und ein Teil dieses so tollen Anlasses zu sein. Wer weiss, sieht man auch im Jahr 2023 wieder Läuferinnen und Läufer vom LATV Erstfeld in den Schluchten des Bündnerlandes…? Wer weiss, mal schauen…

Martina, Angie und Nadège, herzliche Gratulation an dieser stelle für eure super Leistungen die ihr erbracht habt. 

Am Samstagnachmittag galt es dann für mich, schnell und so gut wie möglich zu regenerieren. Verstreichen doch nur gerade 20 Stunden bis ich wieder an der Startlinie stehen darf.

Am Samstagabend fühlten sich meine Beine übel und zusammengeschlagen an. Mehrmals fragte ich mich, wie ich das am Sonntagmorgen schaffen soll… Die darauffolgende Nacht habe ich schlecht geschlafen und ich war irgendwie froh als es Sonntagmorgen war. Und siehe da, plötzlich fühlten sich die Beine doch wieder anders an und ich war wieder etwas positiver eingestellt.

In Thusis gestartet, konnte ich mein Rhythmus relativ schnell finden und es lief erstaunlich gut. Auch die Krämpfe vom Vortag waren fast nicht mehr spürbar. Einzig beim bergablaufen lief es eine weile nicht ganz so rund. Dies war auf der ersten Streckenhälfte auch nicht so tragisch. Bei Kilometer 9 warteten wieder meine treuen Betreuer Esther, Manuela und Armin die mich wieder verpflegten. Diesmal sogar frühzeitig mit Magnesium. Es war keine Frage ob ich das will, ich musste…

Die folgenden Kilometer konnte ich ohne weitere Probleme laufen und es war langsam ein Wechselbad der Gefühle. Auf der einen Seite merkte man die Strapazen dieser zwei Tage und auf der anderen Seite sah ich das Ziel langsam aber sicher vor Augen und wusste, ich schaffe es. Beim zweitletzten Kilometer wartete noch ein Aufstieg, welcher noch einmal mit dem Kopf gelaufen werden musste. Armin ist mir auf dem letzten Teil des Aufstiegs noch entgegengekommen, verabreichte mir noch etwas zu trinken und ist von dort an eine Zeit mitgelaufen. Dies war natürlich für den Kopf Gold wert, Dankä Armin! Der letzte Kilometer konnte ich dann richtig geniessen und mit einer Zeit von 1:46.39 erschöpft, aber glücklich und zufrieden im Ziel einlaufen.

 

Dieses Wochenende war für mich wieder einmal mehr, ein wunderbares Erlebnis, welches mich auch mit vielen Glücksmomente und auch etwas Stolz erfüllt. Definitiv ein grosser Anteil daran haben Esther, Armin und Manuela, welche mich die beiden Tage betreut, verpflegt und immer wieder aufs neue motiviert haben. DANKÄ VIU MAU…!!! Ebenfalls ein grosser Dank, gilt an all meinen «Laufgspähndli» vom LATV Erstfeld mit denen ich praktisch das ganze Jahr über trainieren und unterwegs sein darf.


Resultate

Martina:           

Transruinaulta 42km: Rang 4 Kat. Damen 2 / Rang 6 Overall // Zeit: 4:30.05 

Angie:       

Transruinaulta Curta 24km: Rang 7 Kat. Damen 1 / Rang 9 Overall // Zeit: 2:26.54 

Nadege:          

Transruinaulta Curta 24km. Rang 15 Kat. Damen 1 / Rang 19 Overall // Zeit: 2:41.16 

Markus:          

Transuinaulta 42km: Rang 9 Kat. Herren 1 / Rang 17 Overall // Zeit: 4:13.47

Transviamala 19km: Rang 15 Kat. Herren 1 / Rang 30 Overall // Zeit: 1:46.39

Schluchtenkönig 42+19km: Rang 5 Kat. Herren 1 / Rang 10 Overall // Zeit: 6:00.26