Gigathlon 2018 vom 29. Juni 2018 - 01. Juli 2018

(Erlebnisbericht von Sarah Kempf)

Die Idee zum Projekt Gigathlon entsteht 

Im letzten Herbst wurden die Strecken des Gigathlon 2018 publiziert. Er finde in den Bündner Bergen, konkret in Arosa und Davos, unter dem Motto "unleash the Animal" statt. 

Wow, die Bündner Berge und meine zweite Heimat Davos. Mein Interesse war geweckt. Im Team of Five war ich schon mehrmals am Gigathlon mit dabei. Doch es gibt ja auch noch die Kategorien Single und Couple. Ich bin nicht wirklich eine Single-Athletin, das wäre dann doch noch eine Schuhnummer zu gross. Aber im Couple, gemäss Veranstalter "Die grosse Herausforderung für sportliche 2er-Teams! Die 5 Disziplinen werden auf zwei Personen aufgeteilt, davon müssen pro Tag mindestens 2 Disziplinen durch eine Frau absolviert werden. Das Couple wird durch einen persönlichen Supporter betreut.", das wär doch ein tolles Ziel fürs 2018. 

Wen ich als Teampartner fragen wollte, war für mich schnell klar: Andi Gamma. Wir haben schon so viele Trainingsstunden zusammen verbracht, ja sogar Trainingslager in der Toscana oder in Giverola, Trainingsweekends im Schwarzwald, sind schon als Team an Läufen gestartet oder Andi hat mich auch bereits als Pacemaker zu schnellen Zeiten begleitet. 

Eines Abends im Training sprach ich Andi an – kaum Zuhause, hatte er die Strecken bereits recherchiert und sagte mir zu. Unser Projekt stand also. Die Anmeldung machte ich umgehend. Sogleich erzählte ich Esther Herger von unserer Idee und dass wir einen persönlichen Supporter bräuchten. Ganz spontan erklärte sie sich bereit, uns zu betreuen. Unser Tri.Uri-Powerteam war also komplett. 

Die Aufteilung der Disziplinen war auch schnell definiert. Andi: Rennvelo, Trailrun + laufen in Arosa, Sarah: schwimmen, biken und laufen in Davos. 

Es ist soweit - endlich 

Nach etlichen Trainingsstunden seit November 2017 und auch diversen anderen Vorbereitungsstunden (Technikkurs, Material, Verpflegung, Kartenstudium, ja sogar einem Besichtigungswochenende in Arosa) war es dann am Freitag, 29. Juni soweit.  

Mit dem durch die Implenia gesponserten VW-Bus und ziemlich viel Gepäck machten wir uns auf den Weg nach Arosa. Für die Singles und Couples startete der Gigathlon am «Sneaky Friday»-Abend mit dem Prolog SwimRun. Eine neue Disziplin, bei der der Neoprenanzug und die Laufschuhe während dem ganzen Einsatz getragen werden. Ab 18.30 Uhr wurde im 15 Sekunden-Intervall gestartet. "Schwimmend und laufend durch die drei Seen (Stausee Isel, Untersee und Obersee), Wälder, Trails und Strassen von Arosa." 5.5 km (1.5 km Schwimmen, 4 km Laufen, 150 hm)

Das Laufen klappte sehr gut, beim Schwimmen hatte ich zu viele andere Athleten um mich herum. Aber nach 51 Minuten war's geschafft. 

Der «Beasty Saturday» mit 184 km und 5000 hm 

Um 05.00 Uhr erfolgte für die Singles und Couples der Start zum Trailrun. "Die Gigathlon-Disziplin «Alpine Trailrun» besteht aus einem vorwiegend auf alpinen Pfaden verlaufenden Trailrun mit Abenteuer-Charakter. Wer die Bergwelt gerne hautnah erlebt, ist hier richtig!".

Andi's Disziplin. Von Arosa über den Strelapass nach Davos. 19 km, 900 hm.

Für Esther und mich hiess es ebenso früh Tagwache, da wir rechtzeitig mit dem ganzen Material für die nächsten 4 Disziplinen in der Wechselzone in Davos sein mussten.

Alles klappte perfekt, Andi machte bereits etliche Plätze vom Vortag gut und schickte mich um 07.20 Uhr in den Davoser See für die 1.5 km Schwimmen. Wegen der bloss 14 Grad kühlen Wassertemperatur, mussten wir zuerst kurz einen Abkühlungsparcours absolvieren, bevor's dann los gehen konnte. Der See war sehr ruhig, es hatte kaum andere Athleten, ich fand einen guten Rhythmus und genoss die Ruhe. Nach 35 Minuten hatte ich's geschafft und schickte Andi auf die Rennvelo-Strecke. 118 km, 2500 hm. Über die beiden Pässe Albula und Flüela. "Die Velostrecke am Samstag ist eine wahrhaftige Königsetappe und hat alles drin, was das Velofahrerherz höher schlagen lässt." Ein Streckenabschnitt von gut 35 km war neutralisiert, da er zu viele Baustellen enthielt. Auf dem Rest der Strecke konnten die Athleten Gas geben. Und mussten auch recht stark gegen den Gegenwind kämpfen. Das Live-Tracking-App funktionierte nicht, daher hatten wir nicht wirklich einen Überblick, wo Andi steckte. Aber egal, sobald der erste Couple-Athlet, Langläufer Jonas Baumann, von der Velostrecke zurück in der Wechselzone war, machte ich mich bereit für die Laufstrecke. Bei bratender Hitze (ja, auch in Davos war's heiss) durfte ich nach 4 Stunden Erholung auf die mehr oder weniger flachen 10 km durch Davos. Herrlich! Ich genoss den Lauf total. Alles war so vertraut. Es lief mir perfekt. Zurück in der Wechselzone stand alles bereit für die Abschlussdisziplin Bike. Während dem ich meine Schuhe wechselte, Helm und Handschuhe anzog, füllte Esther meine Trikottaschen mit Riegeln, Gels, Salztabletten, Natel, Windjacke, Pumpe und Taschentuch. Nach 2-3 Minuten war ich bereits wieder auf und davon. Die Strecke führte zurück über den Strelapass nach Langwies und hinauf nach Arosa. Streng, wunderschön, atem(be)raubend, aber auch sehr technisch und wie im Beschrieb vorgewarnt Je nach fahrerischem Können ist sogar die eine oder andere Schiebepassage drin“ sind mir die 30 km und 1300 hm in Erinnerung. Die Zieleinfahrt in Arosa war gänsehautmässig. Andi und Esther empfingen mich bereits. Wir waren total glücklich. Tag 1 war geschafft. Zumindest sportlich. 

Für Tätigkeiten wie duschen, massieren, Abend essen, Austausch mit anderen Athleten, Strecken- und Zeitstudium für Tag 2 und Materialcheck brauchten wir die noch übrig gebliebenen Stunden vor dem Zu Bett gehen. Noch immer trafen Athleten in Arosa ein. Wahnsinn diese kämpferischen Leistungen. 

Der Foxy Sunday mit 184 km und 4900 hm 

Auf der zeit-neutralisierten Strecke fuhren die Gigathleten gestaffelt runter nach Chur. Die Rennvelofahrer der vorne klassierten Teams durften als erste, im Jagdstart, auf die Strecke. Für Andi ging’s um 8.15 Uhr los. Nach einem Warm-Up-Parcours über Pflastersteine, unter Arkaden hindurch, enge Kurven ging’s dann auf die eigentliche Strecke hoch nach Arosa. Knapp 365 Kurven, 1400 hm. Esther und ich genossen in der Zwischenzeit ein reichhaltiges Frühstück im Hotel und richteten uns dann in der Wechselzone beim Untersee ein. Es war ein rechtes Gewimmel mit all den anderen Gigathleten auf kleinem Fleck. Kurz nach 10 Uhr traf Andi noch ganz locker und kaum atmend in Arosa ein. Chipübergabe und ab zum Schwimmen hiess es für mich. 3 Runden à 500 m. Singles, Couples, Team of Five – für mich hatte es einfach zu viele Schwimmer auf engstem Raum. Mehrmals schluckte ich Wasser, tauchte kurz unter, musste meine Brille richten, die Orientierung finden. Doch auch diesen Streckenteil absolvierte ich und für Andi ging’s auf den Trailrun ins Weisshorn-Gebiet von Arosa. 20 km. 700 hm. Coupiert, auf Wanderwegen, mit herrlichem Blick auf Arosa. Andi gefiel’s. Der mitgetragene Liter Wasser war am Schluss aber restlos aufgebraucht. Nochmals hiess es für mich 3 Runden à 500 m schwimmen. Ich hatte Respekt, doch dieses Mal gelang mir das Schwimmen besser. Nach einer guten halben Stunde raus aus dem Wasser und ab aufs Bike. Esther half mir aus dem Neopren in die Kleider und wie bereits gestern harmonierten wir perfekt. Sogar mit Sonnencrème wurde ich eingestrichen. Wieder lautete das Profil 30 km und 1300 hm, aber ich war mir sicher, so technisch wie gestern konnte die Strecke nicht mehr sein. Oh wie ich mich täuschte. Hoch zur Hörnlihütte war’s zwar steiler als steil, aber fahrbar, doch danach runter ins Urdental – da war für mich stossen, schieben, tragen angesagt. Den letzten Teilabschnitt von der Ochsenalp zurück zum Untersee war auch kein „Ausfahren“, doch ich mobilisierte nochmals meine ganze Kraft und düste so schnell wie möglich zur Wechselzone, um Andi ein letztes Mal mit einer Umarmung auf die letzte Etappe unseres Gigathlonprojekts zu schicken. Er meisterte die 13 km und 350 hm laufen in praller Sonne und auf heissem Asphalt souverän. Schon von weitem sahen Esther und ich ihn auf dem Endkilometer „träbbelen“, gemeinsam bewältigten wir die letzten 200 m und genossen unseren Zieleinlauf extrem. Zwar ziemlich müde, aber richtig stolz, dankbar, glücklich – dies unsere Emotionen als wir nach 20 Stunden, 16 Minuten, 52 Sekunden als 35igstes von 170 gestarteten Couples das Ziel erreichten. 

Das Gigathlon-OK schreibt dann auch auf der Homepage: „Mit Recht darf man behaupten, dass es ein monumentaler Gigathlon vor einer gigantischen Bergkulisse war.“ 

Ein riesiges Dankeschön unserer besten Supporterin Esther für die einwandfreie Betreuung,  unseren Angehörigen für ihr Verständnis in den vergangenen Monaten,   Freunden, Bekannten, Kollegen, die mit uns mitgefiebert und Daumen gedrückt haben, dem Tri.Uri für die finanzielle Unterstützung sowie der  Implenia, Balli Tresch, fürs zur Verfügung stellen des VW-Busses.
Der nächste Gigathlon findet Ende Juni 2019 in der Region Obwalden, mit Camp-Standort Sarnen statt. Wer weiss, vielleicht haben wir ja noch nicht genug?!